Dienstag, 20. September 2016

Das große Kochprofis - Battle - Styorpor mit Ketchup

Was war das denn für eine gequirlte, gemixte, herzerquickende Sendung mit dem Geruch von saurer Milch?

RTL2 lud am Sonntagabend zu einem dreieinhalb Stunden Epos mit soviel Inhalt, dass mir doch glatt die Augen dabei zufielen. Der Nachgeschmack am nächsten Tag ist fahl und so ranzig wie an einem verkaterten Morgen nach 3 Stunden Schlaf, 1 Glas Rollmops und dem billigsten Restalkohol von letzter Nacht.

Eigentlich war es ja eine ganz nette theoretische Idee: 4 Lokale - jeweils mit Hilfe eines Kochprofis - aus vier Städten (München, Stuttgart, Hamburg, Berlin) treten in einem Battle gegeneinander an.
Die Profiköche bekommen eine Speisekarte des jeweiligen Lokals und müssen sich Vor-, Haupt- und Nachspeise daraus aussuchen.
Am Tag 1 kochen die hiesigen Köche aus den Gaststätten selbst. Sie werden anschließend von einer großen Menge an "Foodexperten" bewertet.
Nach einem Tag Vorkochen müssen sie nochmals die aufgepimpten Versionen der Fernsehköche am Tag 3 (nach)kochen.

Man könnte vermuten, dass dies so ist, damit die Gaststätten ihre Speisen verbessern.

Soweit so gut, oder? Eigentlich eine schöne Idee. Der Autor/Ideengeber hat nen guten Job gemacht.

Doch es gibt mehr messerunscharfe Ecken und rostige Kanten als man sich erträumt und am Ende bleibt nur gähnende Langeweile über. Armes Fernsehdeutschland! Arme Foodiegemeinde!




a) Am Ende gewinnt das der vier Lokale, welches sich von der ersten zur zweiten Bewertung am meisten verbessert hat. Schlussfolgerung wäre dann: Wenn ich Styropor mit Ketchup beim ersten Durchgang serviere und beim zweiten richtiges Essen habe ich gewonnen.
So ähnlich war es dann auch bei der Folge 1. Ein Hamburger Betrieb servierte unter anderem Tüten-Kaiserschmarrn mit Apfelmus aus dem Glas als Nachspeise... natürlich gewann dieser am Ende. Die Verbesserung von hundsmiserabel auf ganz gut ist punktemäßig natürlich viel größer als von ganz gut auf super...


b) Es gab keinerlei Interaktion zwischen den Städten. Hallo? Ein "Battle" - wie es proklamiert wurde - ein Battle, ein großes Battle, ein extraordinär grooooooooooooßes Battle - ohne jegliche Interaktion zwischen den Städten? gäääähnnnn... Kampf und Wettbewerb lebt doch vom Zwischenmenschlichen... keine Zwischenschalte, kein Gar nichts, keine Seitenhiebe, keine augenzwinkernden zweideutigen Kommentare auf die anderen Kochprofis... aufgezeichnet wurden die einzelnen Städte eh in verschiedenen Monaten. Das ist doch kein Battle... das ist eine Phantasieerzählung. Aber eine schlechte, bei der man gleich das Buch wieder zuklappen möchte. Der Spannungsbogen war so enorm wie bei einem Faultier, das sich vom Augenzwinkern ausruhen muss.


c) Man hatte das Gefühl Unmengen von "Foodexperten" sitzen dort und konspirieren. Den ersten Schock des Fernsehabends bekam ich als ich die handgeschriebenen Schmierzettel-Menükarten in den Lokalen sah, was der Kommentator mit so etwas wie ... ja, das Dekorieren und Tischdecken enthält eine ganz eigene Note der Betriebe... umschrieben wurde. Eine Schande ausgelobten "Foodexperten" so etwas vorzusetzen. Aber wer war eigentlich die jeweilige Meute? So genau konnte der Zuschauer - so wie ich einer war - nicht herausbekommen, wer diese vielen, vielen (vielleicht viel zu vielen) Personen waren.
Schwups, ups... da war mal einer mit Untertitelung eingeblendet.

Eigentlich hätte man da auch Hans und Heidi aus der Nachbarschaft hinsetzen können. Niedlich fand ich auch, dass ein Kochprofi meinte: "morgen haben die Foodexperten frei"... öhm?
Habt Ihr die denn bezahlt für Ihre Tätigkeit? Wenn nicht, dann haben die nicht frei. Die nehmen sich zum Großteil frei für so etwas... ich grusle mich noch heute... boa, wirklich. War das Euer Ernst, RTL2???

Hier versteckte sich auch der Grund warum ich nicht sofort weitergezappt hatte... die vielen befreundeten Foodblogger, die sich überall versteckten in den kommentarlich so betitelten "Foodexperten"-Horden. Na ja... die, die ich sehen wollte, habe ich nicht gesehen, die waren nur mit Rücken zu sehen - wenn überhaupt!


d) Gehts noch gelangweilter, liebe Kochprofis? Wenn Ihr keine Lust auf Euren tollen TV-Job habt, dann lasst es einfach!

Abschätzig und abwertend empfand ich zwei von vieren. Andi Schweiger und Ole Plogstedt versuchten zumindest gemeinsam mit den Köchen der Lokale zu kochen, doch die anderen beiden? Alter Schwede!
In Hamburg meinte der Kochprofi schließlich zum dortigen Inhaber als dieser sagte, dass er die gepimpten Gerichte doch gleich auf seiner Karte so beibehalten würde, weil ihm das ja was bringen würde: (sinngemäß meinte er darauf:) das ist mir egal, ob du das morgen oder später so machst, nur morgen zählt... danach ists mir total egal.



e) Die armen Lokalitäten, die daran teilnehmen. Teilweise haben sich die Köche richtig angestrengt - auch schon beim ersten Bewertungsdurchgang, aber gewürdigt wurden meist eher das singende Löwengeträller, des Karottenblöcke schneidenden Sohn des Koches oder das . Schade um so manche Gaststätte... (Als Restaurant würde ich nicht jedes dieser vier Lokale betiteln...) Am nächsten Tag kamen dann die heilenden Hände der richtigen Profiköche (Denn in den Gaststätten waren doch nur Hobbyköche und Fliesenleger unterwegs??? Wie man meinen konnte... ). SousVide-Geräte und etliches HighEnd-Equipement wurde für 24 h in der Küche der Gaststätte ausgepackt (und nach dem Dreh wieder eingpackt!)... Ich würde mir ziemlich vergaggeiert vorkommen als Besitzer eines solchen Kulissengaststätte... 

Wie gut, dass ich in der x-ten Werbepause eingeschlafen bin... gute Nacht, RTL2. 

Danke! Braucht kein Mensch diese Sendung! Traurig! Irgendwie denke ich mir heute nur: Typisch RTL2! Als hätte man etwas Anderes erwartet....
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