oder der Spießroutenlauf durch den Supermarkt
Dieser Artikel soll sich um das Thema „bewusster Einkaufen“
drehen. Es soll dabei weniger um ein
gesünderes Einkaufen gehen, sondern vielmehr um… ja… um was eigentlich?
Schlechtes Gewissen beim Einkaufen?
Vielleicht kennt Ihr dieses Gefühl: Ihr steht im Supermarkt
und irgendwie schwirren Euch tausend Gedanken durch den Kopf: „Ich habe mal
gehört, dass…“ „Außerdem sollte man … nicht mehr kaufen“ „eigentlich wollte ich
ja bewusster einkaufen“
Ihr bewegt Euch irgendwo zwischen
- globalem,
schlechten Gewissen (hinsichtlich Natur-, Ressourcen- und Weltmenschenschutz),
- Wut auf die Profitmaximierung
der Global player der Lebensmittelindustrie mit allen absurden Konsequenzen,
- schlechtem Gewissen gegenüber der eigenen Gesundheit und
- den eigenen Gelüsten
und (mentalen) Bedürfnissen.
Ganz schön schwierig sich da zurecht zu finden.
Als wir vor
ein paar Wochen gefragt wurden wie wir denn das mit dem Einkaufen machen und
welche Tipps wir haben, begann das große Grübeln, Beobachten des eigenen
Verhaltens und Schlussfolgern. Daraus sind die nachfolgenden „Tipps“
entstanden. Vielleicht habt Ihr noch ganz andere, tolle Tipps. Dann postet
diese doch einfach als Kommentar unter diesen Beitrag!
LEBENSmittelkauf braucht Vertrauen
Das Wort „Lebens-mittel“
sollte beim Einkaufen eigentlich die Hauptrolle spielen. Im Supermarkt sollte
ich alles beschaffen können, um mich mit allen notwendigen „Mitteln zum Leben“ ausstatten zu können.
Nicht jeder hat die Möglichkeit sich im heimischen Keller
eine Hamster-Vorratshaltung anzulegen oder in der 1a-Qualität auf dem Bauernhof
nebenan direkt vom Feld einkaufen zu können. Viele von uns, die in Großstädten
leben, einer normalen Arbeit und einem „normalen“ Alltag nachgehen, müssen
irgendwoher ihren Grundbedarf decken. Selbstanbau und Selbstversorgung in einem
zeitgemäßen Haushalt ist kaum möglich.
Dabei übertragen wir Endverbraucher - voller Vertrauen, dass
wir sichere/gute Lebensmittel im Supermarkt bereit gestellt bekommen, - diese
Aufgabe an Logistiker, Großeinkäufer, Erzeuger, (Groß-)Betriebe, Firmen.
Woher wir letztendlich die Ursprungsprodukte beziehen, ist für
uns Otto Normalo selten mehr möglich nachzuvollziehen. Dies passiert vor allem
durch fehlende Etikettierung oder Weiterverarbeitung zu Fertigprodukten. (Bei Eiern klappt es doch auch)
Doch durch Skandälchen und Großskandale der
Lebensmittelindustrie brökelt das (Ur-)Vertrauen. Massiv! Letztendlich wird der
schwarze Peter meist doch wieder an uns Kunden, denen man nur allzu gerne die
Entscheidungsgewalten abgenommen hat in den letzten Jahrzehnten, zurückgeschoben.
Ein Gang durch den Supermarkt oder Discounter oder Tante
Emma-Laden (gibt’s die überhaupt noch irgendwo?) wird immer mehr zum
Schlechtes-Gewissen-Spießroutenlauf.
Unsere 8 Einkaufstipps für einen „bewussten Einkauf“:
1. Lieber Glas als Plastik-Verpackung! Lieber
Glas als Dose!
Haben wir die Auswahl zwischen einem Produkt – sei es Gemüse
in Konserven, Joghurt, … - nehmen wir das im Glasbehältnis. Oftmals kann man
diese sogar für Einkochorgien wiederverwenden. Plastik schadet dem Körper. Unter
anderem können sich Weichmacher und Co auf Getränke usw. übertragen.
-
Beispiel Mineralwasser: Da wir kein gutes Leitungswasser haben, kaufen
wir mittlerweile wieder Mineralwasser in Glasflaschen. Wenn wir den ganzen Tag unterwegs sind, ärgern wir uns jedes Mal, wenn wir dann doch auf Plastikflaschen zurückgreifen müssen. Zuhause gibts aber defintiv Glasflaschen! Bei diversen
Lieferservicen kann man sich die übrigens auch direkt in die Wohnung liefern
lassen.
-
Beispiel Plastik beim Einkauf reduzieren: Wie
wäre es mit leichten, dünnen Beutelchen für den Gemüse- und Obsteinkauf? So
könntet Ihr deutlich Plastikmüll reduzieren.
2. Lieber kleine Firmen als Großkonzerne
Die meisten Produkte im Supermarkt gehören mittlerweile zu
den großen Globalplayern der Lebensmittelindustrie. Oft steht nicht mehr das LEBENSmittel im
Vordergrund und der ethisch gegebene Auftrag der Menschheit bei der
Nahrungsbeschaffung zur Seite zu stehen, sondern das wirtschaftliche Wachstum –
kurz Zahlen und Daten. Welche Produkte und Firmen zu wem gehören, könnt Ihr
z.B. hier nachlesen.
Haben wir die Auswahl zwischen mehreren gleichwertigen
Produkten, nehmen wir das von kleineren (regionalen) Firmen.
-
Nestle,
Unilever, Danone, Coca Cola, Mars… Ihr entscheidet wer an Eurem Geld
verdient!
-
Beispiel der backende Doktor: Die Produkte vom
Doktor sind bei uns zuletzt vom Einkaufszettel verbannt worden, da der Konzern
nun Anteile an Rüstungsfirmen hat. So etwas möchten wir nicht unterstützen. Es gibt immer Alternativen.
3. Lieber „offen“ als Einheitspackungen
Kennt Ihr die Verpackungseinheiten, vor allem in der Gemüse-
und Obstabteilung? 1 kg- Plastikbehälter mit Nektarinen und nochmal Plastik
rundherum, 5 eingeplastikte Bananen, 3 eingeschweißte Avocado, ein Plastikbeutel
Karotten, …
Wir kaufen mittlerweile unser Gemüse und Obst so ein, dass
wir es einzeln entnehmen können. So
kaufen wir auch wirklich nur das, was wir verbrauchen können und haben kaum
Lebensmittelmüll. Außerdem passiert es uns kaum noch, dass etwas sofort
schimmelt sobald es Zuhause aufgemacht wird.
4. Regional und saisonal – Schau dem Erzeuger
ins Gesicht
Wir lieben es am Wochenmarkt einzukaufen. Es ist so schön,
wenn man dem direkten Erzeuger ins Gesicht sehen kann. Dabei merkt man gleich,
ob man ihm vertrauen kann oder nicht. Auch auf Märkten in den Städten werden
südafrikanische Weintrauben und kenianische Bohnen verkauft. Schaut Euch die
Stände an, schaut auf die ausgewiesenen Schilder und bekommt ein Gefühl für
das, was Euch gut tut. Könnt Ihr dort nicht einkaufen, müsst Ihr für Euch die
Entscheidung treffen – von woher dürfen
meine Lebensmittel einreisen? Sind
spanische, italienische, griechische Gemüse okay? Oder muss ich unbedingt
Äpfel aus Chile, neuseeländische Zwiebeln kaufen? Ist das für mich okay?
Wir verzichten mittlerweile auf weitgereiste Lebensmittel –
soweit es geht. Der Konsum von Bananen, Avocado, Ananas und diverse Dinge, die
es nicht frisch in Europa gibt, haben wir ziemlich eingeschränkt. Auch wenn sie
uns schmecken. Es gibt genug Ersatz! Wir müssen das nicht kaufen. Riecht doch
zum Beispiel mal an den Unterseiten von Ananas? 4 von 5 Ananas stinken gefühlt
dermaßen nach Spritzmittel… Der ständige Konsum hat seine Konsequenzen…
Und warum muss ich das ganze Jahr über Erdbeeren essen?
Entweder gibt es bei uns eingefrorenes Obst oder eingekochtes, wenn nicht die
jeweilige Saison ist.
Bislang haben wir gerne direkt bei einem Bauern im
Hofverkauf eingekauft. Durch die regionale Presse haben wir mitbekommen, dass er
Glyphosat-Befürworter ist. Danke, das Gemüse brauchen wir dann nicht mehr. Aber
wir sind froh, wenn wir so etwas mitbekommen. Dann können wir reagieren.
5. Verstehe ich alle Inhaltsstoffe in der
Zutatenliste?
Du stehst im Supermarkt, greifst ein Produkt… dreh es doch
mal um… verstehst du alle Inhaltsstoffe, die du in der Zutatenliste findest?
Hab Interesse daran, was sich in deinem Lebensmittel befindet. Du isst es. Dein
Körper verwertet es – im Guten oder im Schlechten.
Danke, dass wir den „geschätzten“ Geschmacksverstärker
Glutamat nun als „Hefeextrakt“ durchs Hintertürchen doch wieder in vielen
Lebensmitteln finden. Da fühlt man sich als Endverbraucher wirklich unmündig. Danke!
Alle Dinge, bei denen
wir mehr als eine Zutat nicht verstehe, lassen wir liegen. Du entscheidest
wieviel Chemie du zu dir nehmen willst.
Das beste Beispiel in diesem Bereich ist der Vergleich
zwischen Chips „mit Geschmack“ oder gesalzenen Chips. Stellt Euch mal vors
Regal. Greift Euch die eine Packung und die andere… Bei gesalzenen Chips habt
Ihr – in der Regel drei Zutaten: Kartoffeln, Öl, Salz – bei Chips „mit
Geschmack“ gefühlt teilweise ganze Buchseiten voller Aromen, Zusätzen und und
und… Warum nicht gesalzene nehmen und einen kleinen Dip dazu servieren?
Schmeckt sicherlich besser – und du weißt, was du isst.
Wusstet du, dass „natürliches Aroma“ auch bedeuten kann,
dass dein Vanillegeschmack aus (Kuhfladen) gewonnen wurde oder Erdbeeraroma von
Holzpilzen oder oder oder…
In diesem Bereich könnte man noch ewig weiterschreiben, hier
nur einige Beispiele.
6. Qualität vor Quantität
Kaufe lieber weniger,
dafür aber richtig gute Qualität.
Ein kleines Stückchen vom besten und wohl teureren
Ziegenkäse befriedigt Gaumen und Gelüste mehr als 300 g vom Billigkäse.
Unsere Beobachtung ist beim Fleisch z.B. brate ein günstiges
Steak an und brate ein hochwertiges Steak an. Aus dem günstigen tritt beim
Braten deutlich mehr Wasser aus, beim hochwertigen dürfte nur ganz wenig Wasser
auslaufen. Von einem günstigen Discounter-Fleisch hatten wir am Ende bei einem 400 g Ausgangsgewicht etwa 180 g übrig,
beim Fleisch vom Metzger des Vertrauens etwa 340 g. Heißt im Umkehrschluss,
dass wir deutlich weniger Fleisch von hoher Qualität kaufen müssen, um gut zu
essen. Gefühlt ist man auch eher satt. Probiert es einfach mal aus.
Bei Brot verhält es sich ähnlich… lest doch mal die
Zutatenlisten . Klappt auch wunderbar beim „Frischgebackenem“ im Discounter!
Beachte dabei Tipp 5!!!
7. Tierwohl ist Menschenwohl
Da wir uns (leider) nicht alle vegan ernähren. Sollten wir
aber auf eine möglichst große Kontrolle und gute Lebensumstände der Nutztiere
achten. Das hat etwas mit Ethik zu und auch damit, dass es dem Menschen auch
gar nicht bekommt, wenn er ständig Wachstumshormon/Antibiotika/…-verseuchtes
Tierisches zu sich nimmt.
-
Fleisch: Denkt nicht zuletzt an das Steak aus
Punkt 6!!!
-
Geflügel: Wir haben mittlerweile den Verzehr von
Geflügel fast gänzlich eingestellt. Früher konnten wir uns ein 15 – 20 Euro
Bio-Huhn nicht leisten und so haben wir es damals einfach aus unserer Ernährung
gestrichen.
-
Milchprodukte: Probiert mal ein Glas demeter-Milch und ein
Glas Billigmilch… einfach mal den Unterschied erschmecken und dem nachfühlen.
-
Eier: Hier ist es noch am Einfachsten darauf zu
achten unter welchen Umständen das Legehuhn gelebt hat. Ja ja, Bio ist nicht
Bio und Bio ist auch nicht immer toll(ABER: Bio ist besser als
Massen-Käfighaltung – das auf jeden Fall).
8. Lieber Zutaten kaufen als Fertiggerichte
Es ist so schön einfach den Pizzakarton aufzureißen, die
Fischstäbchenpackung oder die Mikrowellenlasagnepackung. Tja… aber herzlichen
Glückwunsch! Was man da noch so alles mitisst… würg! Oft handelt es sich um
Kunstprodukte talentierter Lebensmittelchemiker.
Es gibt wenige Firmen, die hochwertige Fertiggerichte
herstellen, aber der allergrößte Teil ist doch wirklich fragwürdig, oder? Und: schmeckt das wirklich? Tut das meinem
Körper das gut? Besiegt meine Faulheit meinen Geschmackssinn?
Da kommen wir auch wieder zum Punkt 5: Verstehe ich alle
enthaltenen Zutaten? Wenn das zutrifft, dann ist doch nichts gegen eine
„Erleichterung“ einzuwenden, aber wer einfach nur zu faul ist sich 15 – 20
Minuten mit seinen Lebensmitteln zu beschäftigen…
Stopp! Hier ist jetzt ein Satz wie: „ich kann nicht kochen“
total fehl am Platz! Kochen ist Übungssache! Wir konnten bis vor ein paar
Jahren auch nicht wirklich kochen!
Dein Körper hat mehr von Selbstgekochtem, da freut er sich
viel mehr drüber. Das große Hindernis ist oftmals das Würzen. Holt euch
hochwertige Gewürzmischungen (z.B. welche aus der Entdeckerküche von
Lebensbaum). Und schon schmecken die Gerichte auch bei nicht talentierten oder ungeübten
Köchen – und hey, räusper… Ihr lest hier gerade auf einem Foodblog…
Und der Zeitgewinn ist ein schöner Trugschluss! 45 Minuten
für ein überbackenes, dekonstruiertes Fischstäbchen aus dem Aluschälchen ist
schnell?
Du solltest es dir
wert sein! Und das Beste: du weißt was drinnen ist in deinem LEBENSmittel!!!
Auch Kochen zusammen mit Kindern (von klein auf) kann ein
Bewusstsein für die eigenen Nahrung schaffen. Kinder essen ganz andere Dinge,
wenn man sie sich nur ausreichend mit den Zutaten und der Zubereitung
einbindet. Ja, schon klar. Klappt nicht immer und bei jedem Kind, aber aus der
eigenen Erfahrung heraus sagen wir: Kocht mit Eurem Junggemüse!
Das Thema Lebensmitteleinkauf ist so umfassend. Aber an
dieser Stelle machen wir mal einen Cut. 8 Tipps reichen.
Versuche doch mal jede Woche einen weiteren Tipp umzusetzen!
Fang bei 1 an und arbeite dich bis zur 8 hoch!
Vielleicht druckst du dir auch das Bild mit der Zusammenfassung
der Tipps aus und klebst es auf dein
Einkaufszettelbüchlein!
Wir wünschen Euch gute und bewusste Einkäufe!
Habt keine Angst! Das ist nur am Anfang etwas umständlich…
Irgendwann wisst Ihr welche Lebensmittel besser sind als andere und Eure
Einkaufshandgriffe sitzen.
Quält Euch nicht und verzweifelt nicht!
Es geht nicht darum perfekt zu sein und nur „das Beste“ einzukaufen!
Ihr müsst nicht die Besten sein, macht es einfach ein Bisschen besser, wenn Ihr
bisher unzufrieden wart.
Wenn Ihr es schafft Euch in der einen Woche für Mehl, Hefe,
Zucker, Eier zu entscheiden statt dem bisherigen Fertigmuffin! Ole! Dann darfst du stolz auf
dich sein!
Oder Ihr nehmt die 4 Orangen, die ihr in einer Woche
verbrauchen könnt statt dem ganzen 2 kg-Beutel! Hurra! Gut gemacht!
Du hast das Gewürzbeutelchen mit den seltsamen
Inhaltsstoffen stehen lassen und dich für Paprikapulver, Muskatnuss und Co
entschieden! Ja! Toll gemacht!