Sonntag, 5. August 2018

Regionales Gemüse aus dem Gewächshaus im Nürnberger Knoblauchsland

(unbezahlte Werbung) 

„Knoblauchsland“ – sofort geistern bei diesem Wort irgendwelche Knoblauchknollen und –stängel durch den Kopf, oder? Der eine oder die andere denkt vielleicht noch an ein weites, flaches Land mit vielen Feldern, auf dem Gemüse angepflanzt ist. Beete mit vielen, vielen verschiedenen Salatköpfen. Felder mit viel saisonalem Gemüse. Ein ganz besonderer Duft liegt in der Luft. Ja?
Genau so müsst Ihr Euch das „Nürnberger Knoblauchsland“ vorstellen. Hinter dem Begriff verbirgt sich DAS Nürnberger Gemüseanbaugebiet. 

Franken Tomaten aus Gewächshaus

Dort, – Richtung Flughafen – wo die Häuser weniger werden und die Felder mehr. Dort, wo es nach diversesten Gemüsegerüchen duftet. Ja, auch nach (Knob-)Lauch… Es reihen sich diverseste bepflanzte Felder an kleine Bauerndörfer, die aber immer noch innerhalb der Stadtgrenze liegen, neben Wiesen, kleine Straßen und ein Gefühl von Kurzurlaub stellt sich ein, wenn man zwei Mal richtig abgebogen ist.




Auberginenpflanzen im Gewächshaus



Das Knoblauchsland verändert sich

Doch die Optik des Knoblauchlandes verändert sich seit ein paar Jahren stark. Zwischen die idyllisch wirkenden und Jahrhunderte trotzenden, aber wetterabhängigen Felder schleichen sich immer mehr durchsichtige oder milchig weiße Gewächshäuser. Bei manchem Hof reiht sich mittlerweile eine Gewächshalle neben die andere. Wie vieles im Leben ist auch das Knoblauchsland einem starken Wandel unterzogen. Umso mehr gefreut haben wir uns als uns eine Einladung erreicht hat mal Einblicke in die großen Nürnberger Glashäuser und Anbaubetriebe zu erhalten. Habt Ihr Euch vielleicht auch schon mal gefragt wie es sein kann, dass die letzten Jahre vermehrt ganzjährig REGIONALES Gemüse in den Supermärkten liegt?

 Nürnberger Knoblauchsland

So manche Info hat man ja schon durch Funk und Fernsehen mitbekommen, aber gesehen und erlebt? Wer hat das schon? Richtig gespannt und neugierig machten wir uns also an einem Samstag im Juli auf den Weg Auberginen, Paprika, Gurken, Tomaten, Erdbeeren, Chicorée und Co besuchen zu fahren. Und wenn Ihr Lust habt, nehmen wir Euch nun mit auf eine kleine Knoblauchslandtour.

Besuch bei Scherzer Gemüse

Scherzer Gemüse Anbau

Konkret durften wir den Betrieb „Scherzer Gemüse“. Vom Junior-Chef Stefan Scherzer und seinem Team, Vertretern des Knoblauchslandes und Koch Wolfgang Link wurden wir herzlich empfangen
Scherzer Gemüse ist lange, lange bekannt vor allem für den Anbau von Tomaten, Gurken und „Babriga“(fränkisch für Paprika).


Vor einigen Jahren bestand der Betrieb noch aus einem „normalen“ Gartenbaubetrieb, mittlerweile – auch dank dem Juniorchef Stefan Scherzer – umfasst das Ganze drei Standorte, der weitest entfernte liegt in der Nähe von Kulmbach. Es werden mittlerweile verschiedenste Sorten Tomaten angebaut, drei Sorten Auberginen, Spitz- und normale Paprika in verschiedenen Farben, Garten- und Snackgurken… außerdem wurde heuer das Experiment „Scherzer Physalis“ gestartet. Bald könnte es überall fränkische Physalis zu kaufen geben. Wir sind gespannt… sogar ein eigenes Biomasse-Kraftwerk befindet sich auf dem Betriebsgelände. 

Früher war man sehr wetterabhängig und das Gemüse konnte nur zu den typischen Zeiten angebaut und geerntet werden. Heute – durch die Gewächshäuser – kann man quasi das ganze Jahr über frisches, regionales Gemüse in den Handel bringen. Kurze Wege bedeuten reife Ernte und mehr Geschmack.


Die Gewächshäuser von innen

Wenn man so ein Gewächshaus betritt, kommt man in eine feuchte, sehr warme und intensiv riechende Umgebung. Je nach Gemüsesorte variieren diese Dinge. Die „Babriga“ mögen es zum Beispiel so warm und feucht, dass das Menschlein sich denkt: „Hua, wann darf ich hier wieder raus. Kreislaufhöchstarbeitsauftrag!“ Bei den Gurken kann man eher einziehen. Die mögen angenehmere Temperaturen und Luftfeuchtigkeitsverhältnisse. Es war eine spannende Erfahrung wie unterschiedlich das ist. Beeindruckend ist auch die Höhe der Pflanzen, die bis unters Dach wachsen. Die Tomaten wachsen beispielsweise auch nochmal „im Kreis“ um Ihre Pflanzabteilung, so dass sich ewwwwwig lange Tomatenpflanzen ergeben(schaut mal genau hin auf den Fotos). 

 

Nürnberger Auberginen

Habt Ihr Euch schon mal gefragt, was dieser milchig weiße Farbton an den Gewächshausgläsern zu bedeuten hat? … Das ist Kalk, der angebracht wird, da nicht alle Pflanzen direkte Sonneneinstrahlung mögen. So ein Gewächshaus hält normalgroßen Hagelkörnern stand. Man versucht möglichst energieeffizient zu arbeiten. Zwei Luftpolster befinden sich oben am Dach. Am Boden befinden sich Heizungsrohre mit Warmwasser, die gleichzeitig das Schienensystem für die kleinen Transportwägelchen bilden. Alles kann zentral gesteuert und überwacht werden von Gartenbauingenieuren. In den Gewächshäusern wird sechs Mal die Woche geerntet. Obwohl viel geernet wird, steht an oberster Stelle die gleichbleibende Qualität des Gemüses für die Scherzers. Was denkt Ihr? Wie viele Tonnen zum Beispiel Tomaten in der Woche geerntet werden? Na, welche Zahl sagt Ihr?

 Scherzer Gemüse Anbau

Nützlinge versus Schädlinge - im Gewächshaus kein Problem

Schädlinge tauchen immer auf, da ja auch die Lüftungsklappen oft offen stehen und die Gewächshäuser ja nicht klinisch rein sind. Wichtig ist, dass Nützlinge schon davor angesiedelt wurden. Schädlinge sind zum Beispiel weiße Fliegen, Spinnmilben oder Läuse. Diese werden aber sofort von Nützlingen (ebenfalls kleine Tierchen) biologisch vertrieben. Ein großer Vorteil der Gewächshäuser! Dies bedeutet nämlich, dass man nicht chemisch vorgehen muss wie es oft im Freiland notwendig ist. Und sollte ein Befall gehäuft auftreten wird dieser rasch bemerkt.
Im Folgenden ein paar Infos zu den Gemüsesorten. Denkt mal an eigene Erfahrungen aus dem eigenen Garten oder vom eigenen Balkon.




Aubergine gibt es in weiß, gescheckt und lila

Scherzer Gemüse Auberginen

-          Ausbringen der Jungpflanzen Mitte Dezember
-          Verbleibt bis Mitte November des Folgejahres
-          300 g wiegt eine Aubergine etwa bei der Ernte
-          Pro Pflanze 20 – 25 kg Auberginen erntbar
-          Jede Pflanze behält drei Triebe
-          1,6 Pflanzen pro Quadratmeter
-          Nachteil der Aubergine hat viele kleine Häarchen
-          Jede Woche einmal wickeln, ausreizen und ernten
-          Seit 4 Jahren werden Auberginen angebaut
-          Wächst auf Vulkanerde

 Nürnberg Franken Auberginen



Paprika lieben es warm und feucht

Regionale Paprika aus dem Knoblauchsland

-          Grüne Paprika sind frühreife – eine Geschmacksfrage
-          Rot und gelb sind somit die eigentlich reifen
-          Spitzpaprika ist etwas süßer
-          Ausbringen der Jungpflanzen Anfang Dezember
-          erste Ernte Mitte März bis zur letzten Ernte Mitte November
-          Wächst auf Kokoshäckseln-Substrat (Kokosnussschalen, Kokospflanzen…)



Tomaten wandern

San Marzano Tomaten in Nürnberg

Gewächshaustomaten wachsen auf Substrat

-          rot und reif geerntete Tomaten, reifen nach auf Transportweg
-          Düngung mit Salzen, das entscheidet über den Geschmacksgehalt (Gibt man mehr Wasser als Salze – wie es oft in Spanien gemacht wird - , wächst sie zwar schneller, aber sie schmeckt nicht mehr)
-          Wintertomaten schmecken (angeblich) viel besser, weil sie langsam und in Ruhe wachsen (Im Sommer ist es so warm, dass sich die Tomate beeilt zu wachsen) à müssen wir testen
-          Bessere Sorten: kleine Snacktomaten, San Marzano (alte, in Italien sehr beliebte Tomate)
-          Über 200 Tonnen Tomaten pro Woche geerntet

 Tomatenanbau in Franken

 

 

Gurke haben herzförmige Blätter

 Kleine Brotzeitgurken von Scherzer Gemüse

-          Normalverbraucher tendiert stark zu den kleineren Snackgurken
-          Snackgurken sind geschmacklich intensiver als die großen Salatgurken  
-          Große oft nur noch für Lokale






Erdbeeren und Chicoree haben wir bei der Familie "Boss" besucht. Boss Erdbeeren sind dem einen oder anderen vielleicht ein Begriff. 

Erdbeeren hängen am liebsten so rum

Erdbeeren aus dem Knoblauchsland Gewächshausanbau

-          Erdbeeren wachsen auf Schulterhöhe
-          Beeren sind sauber (hängen nicht in der Erde, sondern in der Luft)
-          haben keinerlei Druckstellen, perfekt geformt
-          Ernte von März bis November
-          Weicher als eine Freilandbeere, hält sich aber länger beim Konsumenten



Chicoree ist der König der Nacht

Chicoreeernte

wie wo wird Chicoree im Knoblausland angebaut?

Dieser Anbau war wirklich unerwartet für uns alle. Hätten wir uns so nie vorgestellt…
-          500 Stück werden Wurzel wird an Wurzel gereiht und in einen etwa 2 x 2 Meter großen quadratischen, schwarzen Plastikwägen geschichtet, diese werden vierstöckig übereinander gestapelt
-          bleibt 18 – 21 Tage in der Treibzelle
-          Chicoree wächst ohne Erde und in kompletter Dunkelheit
-          Mittlerweile hat man die Bitterkeit herausgezüchtet
-          Eine Wurzel ca. 10 cm lang
-          Problematisch im Freiland: kann nur alle drei Jahre auf einem Feld ausgebracht werden, die optimalen Böden gibt es in der Region eh nicht
-          Gerade wird auf eine Chicoree-Pflanzanlage umgestellt

Knoblausland Nürnberger Chicoree
hier könnt Ihr eine Chicoreewurzel sehen und den Herrn der Wurzeln


Wo ist die Erde?  

 


Vielleicht habt Ihr schon bemerkt, dass Auberginen, Tomaten, Gurken und Paprika nicht mehr auf einem "Feld" wachsen, sondern jede Pflanze in einem "Subtratbehältnis" wächst. 

 Scherzer Gemüse

Entweder handelt sich es sich dabei um Vulkanerde oder um Kokossubstrat, welches aus Kokosschalen und Kokospflanzenresten besteht. Sie können Wasser besonders gut speichern und versorgen jede Pflanze gezielt mit allem, was sie so braucht. 

 Gemüseanbau im Knoblauchsländer Gewächshaus

Und wusstet Ihr schon: 80% der Umsätze der Knoblauchslandgemüse wird mit Lebensmittelketten wie Edeka, Rewe, Aldi und Lidl gemacht. Wo „Scherzer Gemüse“ drauf klebt, ist auch Scherzer drinnen, egal, ob Ihr die Snackgurken, Tomaten und Co bei Rewe oder Aldi entdeckt. Im Durchschnitt verlässt das Gemüse den Hof und ist einen maximal zwei Tage unterwegs in den Supermarkt. 



wolfgang link kocht im Knoblauchsland

Und wer jetzt Lust auf Gemüse bekommen hat, kann sich von TV-Koch Wolfgang Link drei Rezepte auf Youtube vorkochen lassen. 



Er war nämlich sehr fleißig und hat gleich alles, was er uns aus seiner Outdoorküche serviert hat auf Video festgehalten. Zur Auswahl hätten wir folgende Rezepte: 

Low-Carb-Burger:

Saibling auf Paprikasuppe, Gurkengemüse mit Chicoree:



Erdbeer-Joghurt-Drink:


Guten Appetit Euch allen nun! 


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Herzlichen Dank an Scherzer Gemüse, Franken Gemüse, Knoblauchsland, Wolfgang Link und Fackelmann für die Einladung. Es war wirklich sehr informativ und wir hatten einen spannenden und leckeren Tag. DANKE!
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